Title: Kants Vermögensmetaphysik
Author, co-author: Heidemann, Dietmar
Abstract: Der Beitrag argumentiert, dass Kant mit der kritischen Wende Metaphysikkritiker wird und dann auch bleibt, also die von klassischer metaphysica specialis und generalis erhobenen Erkenntnisansprüche systematisch in Frage stellt. Eine völlig andere Frage ist es, ob Kant den metaphysischen Implikationen seiner kritischen Philosophie hinreichend gerecht wird. Diese metaphysischen Implikationen kritischer Philosophie lassen sich meines Erachtens nicht leugnen und können paradigmatisch an dem abgelesen werden, was sich – hier begrenzt auf die theoretische Philosophie – als Kantische Vermögensmetaphysik bezeichnen lässt. Unter Kantischer Vermögensmetaphysik verstehe ich den theoretischen Gesamtkomplex der Grundlegung des kritischen kognitiven Dualismus, also der Lehre von Sinnlichkeit und Verstand als den zwei irreduziblen Stämmen menschlicher Erkenntnis. Nicht nur Kants eigene positive Theorie hängt vom kritischen kognitiven Dualismus ab; entscheidend geprägt von der Lehre der Dualität der Erkenntnisstämme ist Kants Metaphysikkritik selbst. Ich argumentiere daher für zwei unmittelbar miteinander zusammenhängende Thesen, nämlich erstens, dass Kants Vermögensmetaphysik Voraussetzung seiner eigenen Metaphysikkritik ist, sowie zweitens, dass Kant in seiner Vermögensmetaphysik zwar an der Unerkennbarkeit der metaphysischen Fundamente von Sinnlichkeit und Verstand festhalten muss, aber durchaus dazu in der Lage ist, den kognitiven Dualismus von Sinnlichkeit und Verstand mit eigenen Argumenten positiv zu rechtfertigen. Im ersten Abschnitt dieses Beitrags wird zunächst erläutert, was im einzelnen unter Kantischer Vermögensmetaphysik und kognitivem Dualismus zu verstehen ist. Im zweiten Abschnitt werden die Grundzüge der Leibnizschen Theorie des dunklen und klaren Vorstellens skizziert, die Kant als den nervus probandi seiner Metaphysikkritik erachtet, um im dritten Abschnitt die Kantischen Argumente gegen diese Theorie und für den eigenen kognitiven Dualismus zu erörtern. Dabei wird insbesondere die Bedeutung der Kantischen Vermögensmetaphysik für Kants eigene Metaphysikkritik diskutiert. Ein Fazit resümiert die dazu angestellten Überlegungen
Author, co-author: Heidemann, Dietmar
Abstract: Der Beitrag argumentiert, dass Kant mit der kritischen Wende Metaphysikkritiker wird und dann auch bleibt, also die von klassischer metaphysica specialis und generalis erhobenen Erkenntnisansprüche systematisch in Frage stellt. Eine völlig andere Frage ist es, ob Kant den metaphysischen Implikationen seiner kritischen Philosophie hinreichend gerecht wird. Diese metaphysischen Implikationen kritischer Philosophie lassen sich meines Erachtens nicht leugnen und können paradigmatisch an dem abgelesen werden, was sich – hier begrenzt auf die theoretische Philosophie – als Kantische Vermögensmetaphysik bezeichnen lässt. Unter Kantischer Vermögensmetaphysik verstehe ich den theoretischen Gesamtkomplex der Grundlegung des kritischen kognitiven Dualismus, also der Lehre von Sinnlichkeit und Verstand als den zwei irreduziblen Stämmen menschlicher Erkenntnis. Nicht nur Kants eigene positive Theorie hängt vom kritischen kognitiven Dualismus ab; entscheidend geprägt von der Lehre der Dualität der Erkenntnisstämme ist Kants Metaphysikkritik selbst. Ich argumentiere daher für zwei unmittelbar miteinander zusammenhängende Thesen, nämlich erstens, dass Kants Vermögensmetaphysik Voraussetzung seiner eigenen Metaphysikkritik ist, sowie zweitens, dass Kant in seiner Vermögensmetaphysik zwar an der Unerkennbarkeit der metaphysischen Fundamente von Sinnlichkeit und Verstand festhalten muss, aber durchaus dazu in der Lage ist, den kognitiven Dualismus von Sinnlichkeit und Verstand mit eigenen Argumenten positiv zu rechtfertigen. Im ersten Abschnitt dieses Beitrags wird zunächst erläutert, was im einzelnen unter Kantischer Vermögensmetaphysik und kognitivem Dualismus zu verstehen ist. Im zweiten Abschnitt werden die Grundzüge der Leibnizschen Theorie des dunklen und klaren Vorstellens skizziert, die Kant als den nervus probandi seiner Metaphysikkritik erachtet, um im dritten Abschnitt die Kantischen Argumente gegen diese Theorie und für den eigenen kognitiven Dualismus zu erörtern. Dabei wird insbesondere die Bedeutung der Kantischen Vermögensmetaphysik für Kants eigene Metaphysikkritik diskutiert. Ein Fazit resümiert die dazu angestellten Überlegungen